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08. Mai 2024

DIE GESCHICHTE DES TATTOOS

In den letzten Jahren genießen Tattoos immer mehr Beliebtheit und werden nach und nach in allen Gesellschaftsschichten akzeptiert. Bei der wahnsinnig großen Auswahl an Stilen und Motiven ist für jeden etwas dabei. Doch wo kommt überhaupt das Tattoo her und wer hat es erfunden? Wie wurde es im Laufe der Geschichte genutzt und hat sich entwickelt? Das finden wir in diesem Artikel heraus.

Ursprung unbekannt

Da archäologische Funde nicht gut erhalten sind, ist nicht ganz klar, wo und wann das Tattoo erfunden wurde. Tattoos starben gemeinsam mit ihren Besitzern und die filigranen Werkzeuge zersetzten sich schnell. Fakt ist aber, dass sich die Kunst des Tätowierens vollkommen unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeitpunkten der Geschichte in den unterschiedlichsten Kulturen entwickelte. Die antiksten Funde von Tattoos sind etwa 12.000 Jahre alt. Dabei handelt es sich um Skulpturen, die auf ihren Körpern großflächige Bemalungen aufweisen. Dass diese Tattoos darstellen, wird jedoch von vielen Archäologen abgelehnt.

Auch Ötzi war tätowiert

Ja, richtig gehört. Der 5400 Jahre alte Mann aus dem Eis, der in Südtirol gefunden wurde, weist mehr als 60 Tätowierungen strichförmige geometrische Tattoos auf. Diese befinden sich auf wichtigen Akupunkturpunkten. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass seine Tattoos nicht als Schmuck dienten, sondern zu medizinischen Zwecken der Heilung. Es wird von Archäologen vermutet, dass seine Tattoos mit filigranen Nadeln aus Knochen gestochen wurden. Wahrscheinlich diente eine Kohlemischung als Farbe.

Tattoos im Antiken Europa

Verschiedene Funde legen nahe, dass sich bereits zahlreiche Völker des vorchristlichen Europas tätowierten. Von den Römern und Griechen wurde diese Kunst jedoch verpönt und als Kennzeichnung von Barbaren angesehen. Die Griechen tätowierten ihre Sklaven, um sie vom Rest der Gesellschaft abzugrenzen und zu unterscheiden. Die Römer markierten ihre Legionäre. Besonders erfolgreiche Krieger schmückten sich auch mit Tattoos als Trophäe, die für immer an den glorreichen Sieg erinnern sollten. Daher hatten Tattoos zu dieser Zeit nicht ausschließlich einen schlechten Ruf. In höheren Adelsschichten wurden sie jedoch nicht gut angesehen.

Verurteilung von Tattoos im Mittelalter

Mit dem Christentum verschlechterte sich der Ruf von Tattoos erheblich. Sie galten als Gotteslästerung und wurden von der Kirche sowie von der breiten Bevölkerung abgelehnt. Das ging so weit, dass Tattoos als Blasphemie und Ketzerei unter Papst Hadrian I. von der katholischen Kirche verboten wurden.

Das Wort „Tattoo“ kommt von dem polynesischen „Tatau“

Nicht schlecht staunte also der englische Seefahrer James Cook, als er 1769 auf Tahiti die dortige Tradition des Tätowierens entdeckte. Mit nach England nahm er auf seiner Rückfahrt den reich mit Tattoos geschmückten tahitianischen Prinzen „Omai”, der zu einer lebendigen Attraktion in den Adelshäusern Englands wurde. Das verbesserte auch den Ruf der Tattoos unter den Adligen, welche Sklaven als Kunstwerke tätowieren ließen. Besonders die Seefahrer, die im engen Austausch mit anderen Kulturen standen, öffneten in Hafenstädten ihre eigenen Tatoostudios und verbreiteten dieses Handwerk. Zu dieser Zeit entstanden auch viele Old School-Motive wie Anker oder der nautische Stern. 

Das Wort „Tattoo” wurde übernommen vom polynesischen „tatau”, das so viel wie „kunstvoll hämmern” bedeutet.



Der gute Ruf hielt nicht lange an

Die Erfindung der Tätowiermaschine durch Tom Riley 1890 machte es viel einfacher und schmerzfreier, Tattoos zu stechen. Dadurch erfuhren Tattoos einen regelrechten Aufschwung und auch zunehmende Beliebtheit unter den Adligen. Allerdings wurden Tattoos auch von kriminellen Banden, Prostituierten und subalternen Gruppen viel genutzt, um sich von der Gesellschaft abzugrenzen. Deshalb hielt dieser gute Ruf von Tattoos nicht lange an.



Tattoos im 20. Jahrhundert

Eine dunkle Zeit in der Geschichte des Tattoos öffnete sich auch, als zur Zeit des Nationalsozialismus Inhaftierte durch Tattoos gekennzeichnet wurden. Deshalb verbesserte sich das negativ belastete Image von Tattoos für lange Zeit nicht. Erst in den 70er Jahren wurden sie wieder beliebter und negative Vorurteile hoben sich auf. Durch die Bewegungen des Punk und des Rock’n’Rolls verbreiteten sie sich wieder mehr und etablierten sich in verschiedenen Gesellschaftsschichten.





Fazit

Die ewige Kunst des Tätowierens entwickelte sich zeitlich und unabhängig voneinander in den verschiedensten Kulturen. Wie bereits Charles Darwin über diesen Körperschmuck sagte: Es gibt keine Nation auf diesem Planeten, die dieses Phänomen nicht kennt.” Während Tattoos in verschiedenen Epochen der Geschichte viel Ablehnung erfuhren, sind sie in den westlichen Gesellschaften heute akzeptierter und normaler als je zuvor. Wir können zwischen mehr Motiven, Stilen und Artists entscheiden als zu keiner anderen Zeit in der Geschichte, was eine unglaublich große und schöne künstlerische Freiheit ermöglicht.